Cortenstahl

Cortenstahl Rostpatina

Rost hat seinen ganz eigenen Charme. Rost erzählt von Veränderung und Dissoziation. Rost spiegelt die eigene Endlichkeit. Dadurch wirkt er besonders lebendig – genau das Richtige, um einen Spritzschutz in unserer Ferienwohnung zu kreieren! Aber wie erzeugt man eine Fotografie und Momentaufnahme dieses flüchtigen Stoffes und konserviert ihn für die Ewigkeit!? – Die Antwort lautet Cortenstahl!

Cortenstahl gehört zu den wetterfesten Baustählen die durch eine spezielle Legierung eine oberflächliche Rostpatina ausbilden, jedoch nicht komplett durchrosten können. Sie werden mitunter im Außenbereich für Schneckenbarrieren aber auch als gestalterisches Element eingesetzt. Den Witterungen ausgesetzt bildet sich die Rostpatina automatisch und ein Abreiben und Stauben ist unproblematisch. Im Innenbereich muss dieser Rostprozess forßiert und die Oberfläche anschließend versiegelt werden, um so ein Rieseln und Stauben der Rostpartikel zu verhindern.
Für den Ausbau unserer Ferienwohnung haben wir uns für Cortenstahl entschieden, um einen Spritzschutz im Küchenbereich herzustellen und die natürlichen Baustoffe Lehm, Holz und Stein würdig zu ergänzen. Bei Maschinenbau Feld haben wir Stahlzuschnitte bestellt und uns liefern lassen. Nun ging es darum, den Rostprozess einzuleiten…

Stahl schnell rosten lassen

Unsere Lieferung der Cortenstahl-Zuschnitte kam im Januar. Es herrschten Minusgrade im Außenbereich. Nicht die besten Bedinungen um einen beschleunigten Rostprozess einzuleiten. Aber dazu später mehr…

Cortenstahl nach dem Auftragen einer Essig-Salz-Lösung und Nachbearbeitung mit Wasserstoffperoxid

Ich hatte mich wie immer vorher im Netz schlau gemacht und bin auf ein Wikihow gestoßen, wie ein beschleunigter Rostprozess erreicht werden könnte. Unter den aufgelisteten drei Methoden empfahl die Erste den Einsatz von Salzsäure. Aus dem Chemie-Unterricht wusste ich jedoch noch, das Salzsäure eher zur Rostentfernung genutzt wird und ließ diese Methode daher komplett außen vor. Die zweite Methode gab eine Anleitung für ein Salz-Essig-Gemisch und die Dritte beschäftigte sich mit dem Einsatz von Wasserstoffperoxid (ein Bleich- und Desinfektionsmittel von Frisören und Zahnärzten). Ich entschied mich also beide Methoden zu kombinieren, den Stahl wie eine Salz-Essig-Gurke für einen Tag zu marinieren, um ihn dann anschließend mit Peroxid anzugreifen!
Es ging sozusagen unmittelbar ziemlich krass ab, aber durch die niedrigen Temperaturen gefror das Gemisch ziemlich schnell ein (ich habe den ganzen Prozess im Freien durchgeführt, da ich mir nicht sicher war, ob irgendwelche gesundheitsgefährdeten Dämpfe entstehen würden). Und da die frisch entstandene Patina vor der Fixierung durch Klarlack gereinigt und mit Wasser gespült wurde, drehte ich mich hier im Kreis, denn die Rostschicht ließ sich einfach abwaschen und der unbeschädigte Stahl kam wieder zum Vorschein. Und während ich zwei Tage über das gescheiterte Projekt resumierte, Firmen anschrieb und überlegte, ein sehr teures und spezielles Schnellroster-Gel einzukaufen, ließ ich die Stahlzuschnitte im Bad vor sich hin trocknen. Zwei Tage später stellte ich voller Überraschung fest, dass durch die Innenraumtemperatur von 20°C der Rostprozess von ganz alleine angesprungen war!

Die Rostpatina fixieren

Meine Netz-Recherchen führten mich mal wieder in die Irre und ich stieß auf hunderte Beiträge voll von Halbwissen und flaxen Ideen, aber niemand konnte mir konkret sagen, wie ich die Rost-Patina fixieren könnte. In diversen Foren hatte ein Hersteller von Rostentfernungsmittel seine Spuren hinterlassen und die verwaisten Beiträge für eigene Werbezwecke gekapert. Weitere Suchergebnisse blieben ziemlich erfolglos, da die Suchalgorithmen hier an ihre Grenzen stießen und man immer wieder stumpf auf Seiten verwiesen wurde, die sich mit der Entfernung und Vermeidung von Rost befassten. Für unsere Zwecke also alles untauglich! Ich entschied mich daher im Baumarkt eine Klarlack-Sprühdose zu kaufen und eine Testlackierung vorzunehmen. Vorher spülte ich die Stahlplatten erneut mit warmen Wasser und wischte den Roststaub vorsichtig mit einem Küchenschwamm ab. Und tatsächlich verlief die Testlackierung erfolgreich und der Lack entsprach meinen Kriterien, da er auf Wasserbasis und frei von Schadstoffen war. Da ich keine Angaben zu Härtegrad und Belastbarkeit fand, entschied ich mich die Cortenstahl-Zuschnitte nach der Behandlung nicht mehr zu biegen oder zu beugen, damit die Lackschickt nicht eventuell bruchbeschädigt würde und verbaute die Elemente mit äußerter Vorsicht.

Fazit

Es braucht bloß Zeit, Temperatur, Feuchtigkeit und eine Prise Salz, um die gewünschte Rost-Patina zu entwickeln. Investitionen wie Rostbeschleuniger, Peroxid oder Salzsäure sind schlichtweg unnötig um Cortenstahl für den Innenbereich aufzubereiten. Gleiches gilt für die Versiegelung: Owatrol oder andere höherpreisige Produkte sind für Cortenstahl überflüssig!
Es reicht ein handelsüblicher Klarlack auf Wasserbasis für 5€ pro Quadratmeter aus der Sprühdose!

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